Alter Hund – na und?

Vorsorge und Behandlungsmöglichkeiten bei Altersbeschwerden

Ein Hund mit 8 Jahren wird als alter Hund angesehen, denn immerhin entspricht das – je nach Rasse – einem menschlichen Lebensalter von etwa 63 Jahren.

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Doch die erfolgreiche Behandlung von schweren Krankheiten in der Veterinärmedizin und die Fortschritte auf dem Gebiet der Chirurgie verlängern das Lebensalter unserer Haustiere beträchtlich. Auch prophylaktische Maßnahmen bezüglich der Tierhaltung haben einen wesentlichen Anteil. Dadurch werden wir Tierärzte immer häufiger mit den Problemen der Geriatrie konfrontiert.

Unserem treuen Begleiter auf vier Pfoten kann auch im Alter mehr Lebensqualität gegeben werden. Aber wann handelt es sich nicht um ein altersbedingtes “Wehwehchen”, sondern um erste Alarmzeichen?

Ernährung

Ähnlich wie beim Menschen sollte bei der Ermnährung älterer Hunde und Katzen auch auf die altersphysiologische Veränderungen bzw. altersbedingten Organerkrankungen eingegangen Bildergebnis für hund frisstwerden. Spezielle Ansprüche sowohl an die Zusammensetzung des Futters als auch an die Fütterungstechnik ergeben sich im Alter vor allem aus einem Rückgang der Leistungsfähigkeit einzelner Organe.

Das Futter sollte dann mit Balaststoffen angereichert werden. Es muss berücksichtigt werden, dass aufgrund des reduzierten Energiebedarfs der relative Bedarf an Protein ansteigt. Kalzium und Phosphor sollten gemäßigt zugeführt werden. Vitamine sollten ausreichend und regelmäßig gegeben werden, da die Speicherkapazität der Organe im Alter reduziert ist.

Zahnkontrolle

Normalerweise bemerkt jeder Tierhalter schnell, wenn sein Haustier gierig vor dem Futternapf steht, aber beim ersten bissen aufschreit oder gar nichts mehr fressen möchte. Natürlich können bei Fressunlust auch andere systemische Krankheiten die Ursache sein, aber gerade bei älteren Tieren wird oft die Zahnhygiene vernachlässigt. Und wenn die Tiere penetrant aus dem Maul riechen, können Zahnstein, Karies, aber auch paradontale Auflösungserscheinungen mit massiven eitrigen Entzündungen – besonders der mehrwurzeligen Backenzähne – die Ursache sein. Chronische eitrige Parodontitis hat durch massive Verschleppung der Keime über die Blutbahn auch Auswirkungen auf andere Organsysteme, insbesondere Herz und Kreislauf. Es empfiehlt sich daher ein- bis zweimal jährlich eine Zahnkontrolle.Bildergebnis für hund

Bei ernsten Zahnproblemen sollte eine gründliche Sanierung unter Vollnarkose erfolgen. Auch für alte Tiere mit Herzproblemen gibt es spezielle “sanfte” Narkosen. Doch grundsätzlich gilt: Vor jeder Narkose muss das Tier gründlich durchgecheckt und eine individuelle Lösung gesucht werden.

Augenkontrolle

Sobald der Tierbesitzer beobachtet, dass sein Vierbeiner immer schlechter sehen kann, sollte er es nicht als altersbedingt abtun, sondern vom Tierarzt untersuchen lassen. Denn in manchen Fällen kann dem Tier vielleicht geholfen werden, die Schmerzen genommen oder der Prozess einer Erblindung verlangsamt werden.

Gynäkologische Untersuchung

Häufig sind Veränderungen im Gesäuge oder Ausfluss aus der Vulva erste Anzeichen von gynäkologischen Erkrankungen bei der Hündin. Knoten, die im Durchmesser größer sind als 0,5 cm, bilden sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht zurück. 26 % der nicht kastrierten oder nach der Läufigkeit kastrierten Hündinnen entwickeln im Laufe ihres Lebens Gesäugetumoren, vor allem im Alter zwischen 8 und 12 Jahren. Ca. 60 % der Tumore sind bösartig

Bildergebnis für hundDie Kastration vor der ersten Läufigkeit der Hündin senkt das Mamma-Tumor-Risiko von 26 auf 0,05 %; der Eingriff zwischen der ersten und zweiten Läufigkeit senkt das Risiko auf 8 %. Demnach ist die frühzeitige Kastration eine effektive Prophylaxe der häufigsten Tumorerkrankungen bei der Hündin. Regelmäßige Läufigkeitsunterdrückung erhöht dagegen das Tumorrisiko.

Der Tierbesitzer sollte in gleichmäßigen Zeitabständen das Gesäuge seiner Hündin abtasten. Sind Veränderungen da, sollte man nicht zögern, diese schnellstens entfernen zu lassen, da dies, falls noch keine Lymphknotenmetastasen oder Gefäßeinbrüche vorliegen, die Überlebenszeit deutlich verlängert oder das Tier sogar geheilt werden kann.

Scheinträchtigkeit

Auch Scheinträchtigkeit im Alter sollte behandelt werden, denn auch wenn es vielleicht dem einen oder anderen als “niedlich” erscheint, wenn seine Hündin ein Nest baut und ihr Spielzeug darin versteckt, hat das meist den Effekt, dass sich das Gesäuge anbildet und schwere Gesäugeentzündungen nach sich zieht.Bildergebnis für hund im korb

Bei Ausfluss aus der Vulva sollte mit dem Gang zum Tierarzt nicht gezögert werden, vor allem dann nicht, wenn er eitrig ist. Meist handelt es sich um Scheiden- oder Gebärmutterentzündungen, die unbedingt einer Behandlung bedürfen. Eine unmittelbare Gefähr für die Hündin kann im Verlauf dieser Krankheit durch Sepsis ( Blutvergiftung ) und Kreislaufschock entstehen. Aufgrund der hohen Rezidivgefahr der Pyometra ( Gebärmutterentzündung) ist bei der älteren Hündin die Ovariohysterektomie ( Entfernung von Eierstöcken und Gebärmutter ) die Therapie der Wahl.

Anal- / Perianalbereich

Anal- bzw. Perianalerkrankungen bereiten gerade älteren Hunden häufige Probleme. Die Anzeichen sind vielfältig. Vom Besitzer werden oft Durchfall, Verstopfung, frisches Blut im Kot oder der Analregion, Pressen und Schmerzhaftigkeit beim Kotabsatz, Im-Kreis-Drehen, Lecken oder Beißen der Analregion, Schwellung und Entzündung gesehen. Es kann sich um Analbeutelerkrankungen, Perianalfisteln, Hernien oder sogar Analtumoren handeln, die dringend einer Behandlung bedürfen.

Bewegungsapparat

Bildergebnis für dog jumpingAb dem 40. Lebensjahr weisen die meisten Menschen arthrotische Veränderungen unterschiedlichen Grades im Hüft- bzw. Kniegelenk auf. Beim Tier überwiegen die nichtentzündlichen, meist degenerativen Gelenkserkrankungen, die Arthrosen. Lahmheit ist das auffälligste Symptom einer schmerzhaften Arthrose. Im Gespräch mit dem Tierbesitzer stellt sich häufig die Frage, wie sehr sein Tier wohl Schmerz empfindet. Hunde verhalten sich meist ruhig und jammern nicht. Deshalb sollte man bei einer länger andauernden Lahmheit und Aufstehbeschwerden auch an chronische Veränderungen des Skelettsystems denken.

Weniger eindrückliche Anzeichen für Schmerzen sind allgemeine Bewegungsunlust, verminderte Spielfreude, Verweigerung, Treppen zu laufen oder auf höhere Gegenstände zu springen. Bei Erkrankungen der Beckengliedmaßen hoppeln Hunde mitunter die Hasen.

In allen Fällen der Erkrankungen des Bewegungssystems ist eine tierärztliche Abklärung dringend erforderlich. Dazu ist es notwendig, mittels eingehender radiologischer und eventuell auch sonografischer Unterschung das Ausmaß und die Lokalität der Erkrankung festzustellen. Oft kann auch ohne chirurgische Maßnahmen zumindest eine Linderung der Schmerzen, ein Anhalten des degenerativen Prozesses und ein erträgliches Leben möglich gemacht werden.

Herz und Kreislauf

In der täglichen Praxis fallen dem Tierarzt immer wieder Patienten durch ein Herzgeräusch auf. Häufig berichten auch die Tierbesitzer von einem Röcheln des Hundes oder von Hustenanfällen meist nach dem Schlafen. Neben Asthma und eventuell Verschlucken durch gieriges Fressen muss man fast immer an ein ermüdetes, in der Leistung reduziertes Herz ( Cardiomyopathie ) mit Bildergebnis für hund herzFlüssigkeitsansammlung in der Lunge denken. Es empfiehlt sich dringend die Abklärung dieser Symptome, da diese Befunde einerseits für weitere geplante Untersuchungsmaßnahmen ( Operationen, Narkose ) wichtig sind und andererseits eine Früherkennung und damit Behandlung die Progression einer Herzerkrankung verzögern kann. So sollte regelmäßig beim älteren Tier der Blutdruck gemessen und das Herz-Kreislauf-System überprüft werden. Ein intakter Kreislauf lässt auch andere Krankheiten schlechter greifen. Auch ein herzkrankes Tier kann mittels der richtig eingestellten Medikamente noch eine erhebliche Steigerung der Lebensqualität erhalten.

Krebs

Krebs ist eine häufige Erkrankung beim älteren Tier. Da die Lebenserwartung bei Hunden und Katzen gestiegen ist, ist auch die Häufigkeit, mit der Krebs diagnostiziert wird, gestiegen. Das Alter an und für sich ist kein Grund, einem Patienten keine Therapie zukommen zu lassen. Allerdings muss der Aufwand und damit der mögliche Stress für das Tier sowie die zu erwartenden Nebenwirkungen in Relation zur voraussichtlichen Lebenserwartung gesetzt werden.

Bei einem jungen Tier kann eine aggressive Therapie in Kauf genommen werden, wenn Aussicht auf Heilung besteht. Beim älteren Tier ist sorgfältig abzuwägen, ob ihm durch eine Therapie ein möglichst langer beschwerdefreier Lebensabend verbleibt oder ob man ihm einen langen Leidensweg ersparen sollte.

In allen Fällen ist es immer wichtig, vor einer Therapie eine Diagnose zu stellen, das heißt, es müssen die Art des Krebses, die Bestimmung des Krebsstadiums udn alle anderen Organfunktionen überprüft werden. Erst dann kann, nach ausführlichem Gespräch mit dem Besitzer, die Art der Therapie, sei es Chirurgie, Strahlen- oder Chemotherapie, bestimmt werden.

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Zusammenfassend kann man sagen, dass eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung oft hilft, ernsthafte Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und somit zu behandeln. Nebst der einmaligen jährlichen Impfung, die auch beim alten Tier erfolgen sollte, da das Immunsystem herabgesetzt ist, muss das Tier viermal im Jahr entwurmt werden und mindestens einmal im jahr einer ausführlichen Untersuchung mit Blutanalyse und Blutdruckmessung unterzogen werden. Auffälligkeiten sollten immer unverzüglich dem Tierarzt mitgeteilt werden.