Welcher Tierhalter hat es nicht schon hin und wieder bei seinem Tier beobachtet: Der Hund hält mitten in seiner Bewegung inne und kratzt sich. Die Katze schreckt aus ihrem Schlaf auf und kratzt sich.
Wenn das nur ab und zu passiert, muss man sich noch keine allzu großen Gedanken machen, denn schließlich kratzten wir uns ja auch mal, wenn´s juckt. Aber wenn das Tier wiederholt dabei zu beobachten ist, wie es sich kratzt, vielleicht sogar schleckt oder beißt, an manchen Stellen schon die Haare fehlen oder Hautveränderungen wie Rötungen, Schuppen oder Pusteln zu sehen sind, dann muss ein Tierarzt aufgesucht werden.
Denn ein krankhafter Juckreiz ist für das Tier äußerst unangenehm und lästig. Eine oft ganz harmlose Hautveränderung eskalliert oft unbehandelt zu ernsthaften Hauterkrankungen – ganz abgesehen davon, dass einige Hauterkrankungen auch für den Menschen ansteckend sind.
Welche Ursachen gibt es aber für diese juckenden Hautprobleme?
Herbstgrasmilben
Herbstgrasmilben (Neotrombicula autumnalis) leben im Erdboden und vermehren sich explosionsartig im Spätsommer und Herbst, das heißt gerade jetzt ist Hochsaison für diese Milbenart. Nur die orangerot gefärbten Larven befallen das Tier und bleiben dort einige Stunden zur Nahrungsaufnahme. Sie saugen kein Blut, sondern ritzen die obere Hautschicht an, ernähren sich von Hautgewebe und verursachen trockene Krüstchen und einen erheblichen Juckreiz. Bevorzugte Stellen sind: zwischen den Zehen, Ellenbeugen, Achseln, Ohrfalte, Ohrrand, Bauch und Innenschenkelflächen. Dort kann man diese orangefarbenen Larven mit bloßem Auge erkennen.
Herbstgrasmilben befallen auch den Menschen und verursachen einen oft sehr stark juckenden Hautausschlag. Sie werden allerdings nur ganz selten durch Haustiere übertragen, meistens eher durch direkten Kontakt. Herbstgrasmilben können durch eine ganze Anzahl von Medikamenten wirksam behandelt werden.
Ohrmilben
Ohrmilben (Otodectes cynotis) sind kleine Parasiten, die in die Ohren und in die Haut von Katzen und Hunden eindringen und sich dort vermehren.
Die Ohrmilben ernähren sich von abgestorbenen Hautzellen und Körperflüssigkeiten. Sie fühlen sich besonders im dunklen, feuchten Gehörgang sehr wohl. Hier sind sie Ursache für starke Entzündungssymptome, die sich duch ein Sekret zeigen, das so ähnlich wie Kaffeesatz aussieht. Vom Ohr aus können sie sich in seltenen Fällen auf andere Körperregionen ausbreiten und auch hier einen stark juckenden Hautausschlag bewirken. Diese Milben sind hochgradig ansteckend. Sie werden durch die mikroskopische Untersuchung von Ohrsekret nachgewiesen und müssen nach gründlicher Ohrreinigung durch entsprechende Mittel abgetötet werden.
Sarkoptestmilben und Cheyletiella-Milben
Beides sind Milbenarten, die hochansteckend sind, ihren ganzen Lebenszyklus am Tier verbringen und durch Kontakt von Hund zu Hund oder vom Fuchs übertragen werden.
Sarkoptesräude zählt zu den Hauterkrankungen, die mit stärkstem Juckreiz verbunden sind. Obwohl die Milben sich am gesamten Körper aufhalten, leben sie besonders gern im Gesicht, an Ohren, Bauch, Brust und Beinen.
Werden die Tiere nicht behandelt, verlieren sie Fell, die Haut wird hyperpigmentiert und verdickt, es kommt zu sekundären bakteriellen Infektionen. Durch die vom Juckreiz verursachte Ruhelosigkeit, kommt es häufig zu Gewichtsverlust und Wesensveränderungen, meist Aggressivität.
Bei Befall mit Cheyletiella-Milben kommt es neben dem Juckreiz zu starker Schuppenbildung im Bereich von Rücken und Schultern, deren Stärke von Tier zu Tier variiert.
Beide Milbenarten können den Menschen durch direkten Kontakt mit dem Tier befallen, jedoch sind nicht alle Menschen empfänglich. Man geht von einer statistischen Ansteckungsrate von ca. 25 bis 35 % aus, wobei besonders Kinder betroffen sind. Die Milben verursachen beim Menschen je nach individuellen “Schmusegewohnheiten” mit dem Tier besonders im Bereich von Armen, Hals und Oberkörper stark juckende Pappeln, die sich durch Aufkratzen sekundär infizieren können. In der Regel entwickeln sich die Milben am Menschen nicht wie beim Tier weiter, sondern sterben binnen einiger Tage ab. Bleibt die Ansteckungsquelle aber weiter bestehen, kommt es immer wieder zur Neuansteckung.
Glücklicherweise gibt es sehr gute Heilungsaussichten und eine Vielzahl von Medikamenten, die gute Wirkung gegen die Milben haben. Die meisten Medikamente müssen mehrfach angewandt werden, um die erwachsenen Milben wie auch alle Entwicklungsstadien abzutöten.
Katzenräude
Notoedres cati ist eine kleine Milbe, die die Haut von Katzen befallen kann. Sie verursacht eine stark juckende und häufig krustige Hauterkrankung. Es sind meist Ohren, Gesicht und Hals befallen. Die Milben werden sehr schnell auf andere Katzen, manchmal auch auf andere Haustiere und selten auch auf den Menschen übertragen. Die Notoedres-Milben können durch mikroskopische Untersuchungen von Hautgeschabseln nachgewiesen werden und mit antiparasitär wirksamen Medikamenten abgetötet werden.
Demodikose
Demodikose ist eine Erkrankung mit Demodex-Milben. In kleiner Anzahl ist die Demodex-Milbe normaler Bewohner der Hautoberfläche und verursacht keine Probleme. Vermehren sich diese Milben jedoch, können sie eine sehr schwere Hauterkrankung hervorrufen. Befallene Hunde leiden unter Haarausfall, schmerzhafter oder juckender Haut und bakteriellen Hautinfektionen.
Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft ist ein normal funktionierendes Immunsystem Voraussetzung dafür, die Anzahl der Milben gering zu halten. Mit anderen Worten, wenn wir Demodikose diagnostizieren, kann dies durch ein gestörtes Immunsystem bedingt sein.
Nur etwa zehn Prozent der Tiere entwickeln eine generalisierte Form dieser Erkrankung, die medikamentös behandelt werden muss. Da diese Form vererblich ist, sollte man befallene Tiere kastrieren, beziehungsweise sterilisieren. Demodikose ist aber nicht übertragbar, weder auf Menschen noch auf Tiere.
Flöhe
Flohstiche in Form juckender Pappeln sind den meisten Menschen ein Begriff. Weltweit sind 2.000 Flohspezies bekannt, wobei fünf bei Hund und Katze von Bedeutung sind: Katzenfloh, Hundefloh, Geflügelfloh, Igelfloh, Menschenfloh.
Sie sind wenig wirtsspezifisch, das heißt, sie können auch auf alle Säugetiere und den Menschen übertragen werden.
Wichtig zu wissen ist, dass sich etwa nur zehn Prozent der Föhe am Tier aufhalten und 90 Prozent in der Umgebung, das heißt also im Bereich von Schlaf- und Ruheplätzen des Tiers. Hungrige Flöhe springen den nächsten greifbaren Wirt ( Tier, Mensch ) an ( sie springen übrigens bis zu 70 cm hoch ), um eine Blutmahlzeit einzunehmen. Flöhe kann man meist direkt oder durch das Auffinden von schwarzem Flohkot nachweisen. Flöhe verursachen Juckreiz, ihre Bisse juckende Pappeln. Kommt allerdings noch eine Flohallergie des Tieres dazu, manifestiert sich eine stark juckende Flohallergie-Dermatitis.
Tiere mit dieser Erkrankung reagieren allergisch auf Flohspeichel, der beim Biss in die Blutbahn gelangt und allergische Reaktionen auslöst. Während Hunde und Katzen normalerweise mit einer geringen Anzahl von Flohbissen pro Tag fertig werden, tolerieren flohallergische Haustiere keinen einzigen Flohbiss.
Typisch für sie sind sehr starker Juckreiz, pasusenloses Putzen und Kratzen. Bei Hunden kommt es zu Haarlosigkeit, Hautverdickung und Rötungen im Bereich des Rückens, Bauches und Schwanzansatzes. Katzen lecken sich selbst die Haare weg und es entwickeln sich oft kleine bräunliche Krusten.
Die Behandlung besteht nicht nur in der Eliminierung der Flöhe am Tier, sondern vorallem in der Umgebung und in der Unterbrechung des Vermehrungszyklus des Flohs.
Hautpilz ( Dermatophyten )
Hautpilze wie Microsporum canis und Trychophyton mentagrophytes befallen ausschließlich Haare, Krallen und die oberste Hautschicht. Hauptsächliche Symptome sind abgebrochene stoppelige Haare, oft kreisförmige haarlose Stellen, die sich zentrifugal ausbreiten und Juckreiz verursachen.
Hautpilz ist hoch ansteckend für alle Haustiere und breitet sich realtiv schnell über den ganzen Körper aus. Hauptüberträger sind Katzen und Kleinsäuger wie Kaninchen oder Meerschweinchen.
Die Übertragung auf den menschen ist sowohl durch direkten Kontakt als auch indirekt möglich. Die Pappeln mit kreisförmigem Rand bleiben ohne Behandlung über Tage oder Wochen bestehen und breiten sich aus.
Eine intensive Behandlung des Tieres unter Mitbehandlung des Tierhalters und der Umgebung sollte bei Pilzbefall über mehrere Wochen erfolgen, da Sporen bekanntlich gleich über mehrere Jahre in der Umgebung infektiös sein können.
Grundsätzlichen ist bei allen juckenden Hauterkrankungen bei Einsatz von kortisonhalten Mitteln Vorsicht geboten. Diese nehmen zwar schnell den Juckreiz und lindern aufs erste die Symptome, aber die Ursache wird damit nicht bekämpft. Im Gegenteil: Das Immunsystem wird geschwächt und nach einer anfänglich geglaubten Besserung verschlechtert sich bisweilen der Zustand des Patienten.